Zitat:
[...] Nur denke ich, dass ein Foto bei der Fremdwahrnehmung contra Selbstwahrnehmung manchmal helfen kann [...]
Ja, Marika, dass glaube ich auch. B. sagt ja nach wie vor, dass sie Lust darauf hat. Vielleicht mache ich besser ein gegenseitiges fotografieren daraus, so das sie ein paar Bilder macht und ich auch. Das symmetriert die Situation und hilft vielleicht, eine unangenehme Hierarchie zu vermeiden. Sehr freundlich übrigens, dass Du meine Bilder lobst. Ich freue mich ehrlich gesagt immer, wenn sie jemandem gefallen.
In Sachen "schwer zu erreichen" hatten wir heute eine Idee. B. hatte uns gestern zunächst erzählt, ihr Mobiltelefon sei heruntergefallen. Kurz gesagt habe ich nicht an einen Zufall geglaubt und ein wenig nachgefragt. Das verursachte eine komplizierte Reaktion bevor sich B. entschloss offen zuzugeben, dass sie nicht jederzeit für jedermann erreichbar sein wollte. Sie beteuerte, dies habe weniger mit Christiane und mir zu tun, was ich erstmal so hinnahm. Das ihre Mutter die Hauptursache der Distanzierung war, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Da wir aber einige Dinge zu regeln helfen, für die Kommunikation unerlässlich ist, hatten wir den Einfall, ein Administrations-Telefon einzurichten und die Vereinbarung treffen, dass wir dieses nur für die notwendige Kommunikation in dringenden Fällen anrufen, B. aber verspricht es jedenfalls zu beantworten. In allen anderen Fällen rufen wir auf der Station an und respektieren die gewünschte Distanz. Unsere Freundin war ganz begeistert und wir sehen das als sinnvollen Versuch, die Realität zu gestalten.
Die Struktur, sich für Zuneigung zwanghaft erkenntlich zu zeigen ist ja offenbar vielen Borderlinern in verschiedenen Versionen und unterschiedlicher Intensität eigen. Ich empfinde dieses Verhalten als besonders schwierig und sehr unangenehm, in erster Linie weil es ein steinhartes Misstrauen zum Ausdruck bringt. Es entstehen komische Situationen zwischen B. und mir, wenn sie mein Unbehagen bemerkt. Um sich angemessen zu revanchieren müsste sie sich schließlich eigentlich
nicht revanchieren.
Es ist manches kompliziert. Aber Komplikationen gefallen mir besser als die Distanzierung. Über ihr Bekenntnis, keinen Bock mehr auf das Handy gehabt zu haben, war ich richtig froh. Diese Form von Vertrauen ist nunmal im Moment der Höhepunkt.
Liebe Grüße, Marika und vielen Dank für Deine "paar Gedanken".
Thilo